Resilienz – ein Modewort und auch bei mir angekommen. Es klingt interessant und es lohnt sich einmal darüber nachzudenken, finde ich.
RE-Si-LI-ENZ , ich lasse die Silben auf der Zunge zergehen und frage mich, inwieweit es auf mich zutrifft. Bin ICH resilient? Oder wer, den ich kenne ist es, oder denkt, er wäre es? Was bedeutet es eigentlich wirklich?
Um der Sache auf den Grund zu gehen, steige ich erst einmal im Internet ab und wühle mich durch einige der tausende von Beiträgen, die es zu dem Thema gibt. Hier meine Gedanken dazu:
Resilienz – Immunsystem der Seele
Die Resilienz wird als das „Immunsystem der Seele“ bezeichnet. Sie ist die psychische Widerstandskraft, die wir brauchen um mit Problemen, Rückschlägen, Trauer und Stress besser umgehen zu können. Die meisten Menschen sind von Natur aus resilient, sie wissen es nur nicht. Es heißt aber auch nicht, dass resiliente Menschen unverwundbar sind. Es bedeutet lediglich, dass sie schwere Zeiten besser überstehen. Das Leben verläuft nämlich nicht immer so wie wir es uns wünschen. Es gibt viele Hürden, Herausforderungen und Krisen. All diese nicht so schönen Umstände gehören dazu und sind nicht nur Ausnahmezustände, sondern eher die Regel.
Wer kennt das nicht, da denkt man den einen Tag:“ Prima, läuft ja alles bei mir! “, passt in dem Augenblick nicht auf und fährt dem Vordermann ins Auto…oder man öffnet den Brief, in dem die schöne Wohnung, in der man sich so wohl fühlt, auf Eigenbedarf gekündigt wird, oder bei der Routineuntersuchung beim Arzt wird eine miese Diagnose gestellt, oder, oder, oder…Jeden Tag passiert etwas, immer! Nie bleibt etwas wie es ist, es ändert sich ständig, die Welt dreht sich eben…andere nenne es: „Das Spiel des Lebens.“
„Das Spiel des Lebens.“
Gerne würde man einige wunderbare Zeiten einfach einfrieren, Momente betonieren oder Erlebtes als Dauerschleife laufen lassen, aber so läuft es eben nicht. Auch einigeln und Winterschlaf halten, klappt nicht, wir sind Teil des Spiels und müssen platt gesagt, bis ans Spielende gelangen, als Sieger oder als Verlierer, das wird sich zeigen, aussteigen gibt’s nicht! Klingt ein bisschen wie ein Horrorszenarium in einem Film, aber etwas Gutes gibt es zu verkünden: im Spiel des Lebens hat jeder die Zügel selbst in der Hand. Denn es gibt „Werkzeuge“, derer man sich bedienen kann.
Wird es problematisch im Leben, kann man die Opferrolle spielen und sich seinem Schicksal ergeben, oder aber sich der guten „Werkzeuge“ bedienen, die in uns stecken. Diese schlummern dort vielleicht nur und warten auf ihren Einsatz. So entsteht aus Selbstvertrauen, Mut, Liebe, Fleiß, Achtsamkeit, Besonnenheit, Toleranz, Durchhaltevermögen, Frohsinn, Humor, Intelligenz und allen anderen guten Eigenschaften Resilienz, die seelische Widerstandskraft. Resiliente Menschen nehmen neue Situationen so an, wie sie sind. Sie beschönigen nichts, sondern blicken zuversichtlich in die Zukunft. Sie sind realistisch. Stabile soziale Kontakte sind eine gute Voraussetzung dafür, Menschen, denen man sich anvertrauen kann. Eine große Stärke ist es ebenfalls, über seinen Schatten zu springen und sich Hilfe zu holen, das können nicht alle.
In Zeiten der Trauer ist jede erdenkliche Hilfe ein Geschenk – die Resilienz unterstützt
So stärken positive Erinnerungen – oder in Erinnerungen schwelgen – unsere Resilienz. Mit Erinnerungsstücken gelingt dieses Hervorrufen der schönen Erinnerungen besser und gute Gefühl können sich ausbreiten. Auch wenn es sich wie das Klammern an einen Strohhalm anhört, so sprechen die positiven Rückmeldungen, die ich zu meinen Erinnerungsstücken erhalte, doch eine andere Sprache. Meine Erinnerungsdecken können sich wie eine große Umarmung anfühlen, die Schmetterlingspuppen verströmen eine emotionale symbolische Energie, genauso wie meine Erinnerungskissen, beide kann man überall mit hinnehmen. Sie sind an unserer Seite und geben uns in dem Moment Halt.
Selber bin ich mehrmals durch das Tal der Tränen gegangen, manchmal gekrochen. Einmal habe ich sogar gedacht: DAS SCHAFF ICH NICHT! Lieber Gott, warum passiert es mir? Warum muss nun auch noch meine kleine Tochter sterben? Gestern war doch bei der großen Untersuchung in der 38. SSW alles in bester Ordnung…
Auf diese Frage habe ich nie eine Antwort bekommen!
Ich habe überlebt, erst nur von Stunde zu Stunde, dann Tag für Tag und nun ist es Jahre her. Meine Familie, meine beiden – damals kleinen – Söhne, meine Freunde waren für mich da. Ich holte mir zusätzlich Hilfe und Kraft aus einer Selbsthilfegruppe, denn hier gab es Menschen, denen Ähnliches widerfahren war, hier verstand man mich. Die Zeit war schlimm, da gibt es nichts zu beschönigen, aber Ich bin nicht zerbrochen, dieses Wissen stärkt mich im Nachhinein. Außerdem bekam ich einen dritten Sohn, ein Herzenskind, wie ich ihn gerne nenne, er linderte meinen Schmerz.
Ich habe gelernt, dass jeder anders trauert, das ist gut so, aber auch, dass man Trauer zulassen muss, man kommt nicht drumherum – Verdrängen ist keine Option!
Mit dem Nähen der Erinnerungsstücke verarbeite ich heute noch jedes Mal ein Stückchen weiter meine eigene Trauer. Ich weiß, dass sie nie endet und auch das ist gut, sie ist ein Teil von mir. Ich schütze mich damit vor dem Vergessen.
RE-SI-LI-ENZ, ich finde das Wort schön, ja, ich glaube, ich weiß, was es bedeutet.